Testamente, 153 Testament des Jonas Schrimpf, Pfalzgraf und kurfürstlich-sächsischer Rat, Resident und Agent am kaiserlichen Hof, Bürger zu Regensburg, 1684.10.01 (Urkunde)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:Testamente, 153
Signatur Archivplan:Testamente, 153
Titel:Testament des Jonas Schrimpf, Pfalzgraf und kurfürstlich-sächsischer Rat, Resident und Agent am kaiserlichen Hof, Bürger zu Regensburg
Entstehungszeitraum:01.10.1684
Entstehungszeitraum, Anm.:1. Oktober 1684
Frühere Signaturen:Testamente M - Seb
Stufe:Urkunde

Angaben zu Inhalt und Struktur

Klassifikation:Testament
Regest:1) Die Kinder und Enkel aus den ersten drei Ehen des Testierers sind in Bezug auf ihre Erbschaften abgegolten und haben nichts weiter zu fordern.
Das sind seine Nachkommen aus den Ehen mit: Corona (1), Tochter des Hieronymus Megiser, gewesener kaiserlich-erzherzoglich Österreichischer Historiker und Bibliothekar; Ursula (2), verwitwete Zwigli zu Regensburg, geborene Leuthner von Wels; Catharina Dorothea Rebeneck von Rebenberg (3), Tochter des damals schon verstorbenen Matthias Rebeneck, gewesener kurfürstlich-brandenburgischer Rat und Resident am kaiserlichen Hof.
[Jonas Schrimpf ist bei Abfassung seines Testaments seit 15 Jahren verheiratet mit seiner vierten Ehefrau Maria Catharina Schrimpf, in Wien geborene Leuthner/Leuttner.]

2) Insbesondere die fünf Fischbach'schen Kinder, Enkel des Testierers, sind laut schriftlichen Erbverzichts und Quittung vom 12./22. September 1684 zu Regensburg ausbezahlt und haben nichts mehr zu fordern.

3) Ebenfalls nichts mehr zu fordern vom Testierer oder von dessen Erben haben die Verwandten seines [wie aus dem Kontext zu vermuten ist] inzwischen verstorbenen Sohnes Sigismund Adam Schrimpf aus erster Ehe mit Corona, geborene Mesiger, welche nur allzubald in Wien verstarb.
Das für Sigismund Adam Schrimpf laut Vergleichs vom 18. Juni 1664 zu Regensburg ausgesetzte Muttergut von 2000 Rheinischen Gulden ist aufgebraucht. Es wurde verwendet zur Finanzierung des Studiums des Sigismund Adam in Nürnberg und an den Universitäten Tübingen und Altdorf sowie zur Finanzierung seiner Reisen durch Frankreich, Holland, England, Dänemark, Schweden, Ungarn und zuletzt durch Italien.

4) Ansonsten besitze er, der Testierer, nur ein kleines Vermögen, da das meiste Geld für Lebenshaltung und zum Überstehen grassierender Seuchen verbraucht wurde. Außer dem habe man auf der Flucht vor den einfallenden Türken und Tataren vieles in Wien zurücklassen müssen.

5) Jonas Schrimpf möchte auf dem evangelischen Friedhof in Wien vor dem Schottentor beerdigt werden, und zwar in dem Grab mit dem durch die Belagerung Wiens "ruinierten" Epitaphium, in welchem schon zwei seiner Ehefrauen bestattet sind.

6) Legate:
Den armen Leuten 20 Rheinische Gulden, in bar zu verteilen, und von den Zinsen seines Kapitals beim Steueramt 50 Gulden zur Verteilung in die Armenhäuser nach gutdünken des Almosenamtes;
seinem seit zwanzig Jahren treuen Diener Johann Beck, geboren in Dinkelsbühl, den Lohn für 20jährige Dienste, welchen er sich nie habe ausbezahlen lassen. Bitte an Johann Beck, sich um die Verlassenschafts-Abwicklung zu kümmern und weiterhin der Ehfrau und dem Kind des Testierers treu zu dienen.

7) Rechtmäßige erben nach Abzug der Legate, Schulden und Begräbniskosten sind seine Ehefrau Maria Catharina Schrimpf, geborene Leuthner/Leuttner, und ihrer beider einziges Kind, der noch unmündige Adam Schrimpf.

8) Laut Heiratsbrief erhält die Ehefrau jedoch zurück: Ihr eingebrachtes Heiratsgut, Niederlag und Morgengabe.

9) Der Sohn Adam erhält die Bibliothek und Bücher im Voraus.

10) Sollte die Ehefrau nach dem Tod des Testierers wiederum in ihr Haus nach Regensburg ziehen, soll sie Heiratsgut, Niederlag und Morgengabe auf Zins zu Gunsten des Sohnes beim Vormundamt anlegen.

11) Stirbt die Mutter Maria Catharina Schrimpf vor dem Sohn Adam, ist dieser Alleinerbe.

12) Stirbt der Sohn Adam vor seiner Mutter Maria Catharina Schrimpf, erhalten die Urenkel des Bruders seines Vaters die schlechten Weinberge zu Wessendorf im Wachautal. Diese dürfen nicht verkauft dürfen, sondern müssen im Besitz der Familie Schrimpf bleiben.
Der Name des Vaters des Testierers ist ebenfalls Jonas Schrimpf, gewesener Innerer Rat und Richter im Wachau-Tal im Erzherzogtum Österreich ob der Enns. Der Name des Onkels des Testierers [Bruder seines Vaters] ist Marx [Marcus] Schrimpf, gewesener fürstbischoflich-freisingischer Hofmeister. Die genannten Urenkel und Erben sind Kinder des Michael Schrimpf.

13) Stirbt der Sohn Adam vor seiner Mutter Maria Catharina Schrimpf, fällt sein Erbteil an seine Mutter. In diesem Fall soll nach dem Tod der Maria Catharina Schrimpf das Vermögen zu zwei Drittel an die oben genannten Schrimpf-Enkel fallen und zu einem Drittel auf die Kinder und Erben aus der Familie Leuthner.

14) Außer dem sollen die mit vier Prozent jährlichen Zinsen beim Regensburger Steueramt angelegten 3000 Gulden nicht angegriffen und vom Haus die jährliche Steuer und das Vertragsgeld abgezogen werden. Das Haus darf nicht verkauft werden und muss den Namen "Schrimpf" behalten.

15) Sollte der Sohn Adam sterben oder seine Studien nicht beenden, erhält die Stadt Regensburg die Bibliothek des Testierers Jonas Schrimpf.

16) Vorbehalt einer Testaments-Änderung.
Originaldatierung:Geschehen in d(er) keyser(lichen) und des H(eiligen) R(ömischen) Reichs Stadt Regenspurg den 21. (Septem)br(is)/1. Octobr(is) A(nn)o 1684.
Ort:Regensburg
Aussteller:Jonas Schrimpf [Testierer]
Siegler:Andreas Thoma, Notar [auf dem Original]
Vermerke:Vermerke auf letzter Seite: 543; K(asten) A L(ade) n(ummer)o 21; Copia Testamenti Solemnis. Weyl(and) tit(el) Herrn Jonae Schrimpffens. Die vidimirte Testaments Abschrifft, wovon diese Copie gemacht: ist von H(errn) Christoph Wilhelm Strengen, g(emeine)r Statt Weissen Preuhandls Gegenschreiber in Senatu producirt den 16t(en) Martii 1696. selbige aber ihme wider zuruckh geben: und dises Exemplar ad acta behalten * worden. *[Bemerkung am Rand] das original ist bey dem höchst preißlichen Reichs Hoffrath publicirt.

Weitere Bemerkungen

Bemerkungen:Anmerkung des Bearbeiters:
Den Anfang dieses Testaments bilden ausschweifende religiöse Ausführungen über die Vergänglichkeit des irdischen Daseins. -
Der Inhalt des Testaments ist Mangels Folgerichtigkeit und oftmals fehlender eindeutiger Zuordnung einzelner Passagen nur schwer zu verstehen.

Beigelegt:

1) Abschrift dieser Testaments-Abschrift ab Punkt "Drittens".
[Libell, 8 Seiten]

2 und 3) Zwei Abschriften des Kodizills vom 24. Dezember 1695.
Inhalt: Im Testament vom 1. Oktober 1684 hatte der Testierer bestimmt, dass im Falle des Todes seiner Ehefrau und seines Sohnes und dessen Deszendenten sein Haus, das bei der Stadt Regensburg angelegte Kapital von 3000 Gulden und die Weingärten in der Wachau seine Freunde erhalten sollten.
Dieser Passus wird für ungültig erklärt. Das Haus, die 3000 Gulden und die Weingärten fallen an seine eingesetzten Erben Ehefrau und Sohn und stehen, wie die übrige Erbschaft auch, zur freien Disposition derselben.
[Jeweils 1 Kanzleibogen; Vermerke auf Nummer 2: Ist mit dem bey der Kay(serlichen) Reichshoff Canzley-Registratur ligende(n) originale : facta collatione : allerdings gleichlautend befunden worden. Wien d(e)n 2. April 1696; Vigilius And(reas) Göpffert. v. s. Registrator daselbst; Copia Codicilli. ad 543; K(asten) A L(ade) n(ummer)o 21]

4) Konzept eines Kondolenz-Schreibens von Kämmerer und Rat der Stadt Regensburg vom 3. Januar 1696 an die Witwe Anna Catharina Schrimpff, geborene Lintner [richtig: Maria Catharina Schrimpf, geborene Leuthner/Leuttner, auch Leittner].
Inhalt: Todestag des Jona Schrimpff vermutlich 2. Januar 1696 um zwei Uhr morgens; Hinweise auf die Stellung des Verstorbenen, insbesondere auf seine Agententätigkeit; Postskriptum über Gesandtschafts-Akten im Regensburger Haus des Verstorbenen, welche dem kurfürstlich-sächsischen Sekretär ausgehändigt werden sollen.
[Kanzleibogen, Postskriptum eingelegt; Vermerk auf Rückseite: Abgelesen in Sen(atu) 3. Jan(uar) 1696; Vermerk auf Rückseite Postskriptum: p(ublicir)t d(en) 3. u(nd) abgelesen in Sen(atu) 7. Jan(uar) 1696.]

5) 7. Februar 1696.
Gesuch des [Franz Wilchart Mengthen] im Namen der Witwe Maria Catharina Schrimpf an den Kämmerer und Rat der Stadt Regensburg um Aufhebung der über die Verlassenschaft des Jonas Schrimpf verhängten Sperre.
[Kanzleibogen; Kuvert beigelegt, schwarzes Lacksiegel/Briefsiegel; Vermerk auf Kuvert: p(räsentier)t den 15t(en) Martii 1696]

6) Vollmacht der Witwe Maria Catharina Schrimpff vom 3. März 1696 aus Wien für Christoph Wilhelm Streng zum Verkauf ihres Hauses in Regensburg einschließlich der Möbel (bzw. Verschickung einiger Möbel nach Wien) und zur Kündigung des bei der Stadt Regensburg angelegten Kapitals über 3000 Gulden oder diesbezüglicher Ausstellung einer neuen Obligation.
[Kanzleibogen; schwarzes Lacksiegel und Unterschrift der Ausstellerin]

7) Wien, den 31. März 1696.
Schreiben der Witwe Maria Catharina Schrimpff an den Kämmerer und Rat der Stadt Regensburg um Übersendung der gekündigten 3000 Gulden Kapital einschließlich Zinsen durch den Nürnberger Boten nach Wien.
[Kanzleibogen, Unterschrift Ausstellerin; schwarzes Lacksiegel/Briefsiegel; Vermerk auf Rückseite: Abgelesen in Sen(atu) 30. Mart(ii) 1696]

8) Bestätigung, dass die 3000 Gulden Kapital mit vier Prozent Zinsen am 31. März 1696 bar an Christoph Wilhelm Streng, Weißbräuhandels-Verwalter zu Regensburg, ausbezahlt wurden.

9) Auszug aus dem Ratsprotokoll der Stadt Regensburg, vermutlich 2. April 1696.
Inhalt: Freigabe der Verlassenschaft des Jonas Schrimpf; Anerkennung der Ehefrau und des Sohnes als Erben; Verlassenschafts-Abwicklung durch Christoph Wilhelm Streng.
[Kanzleibogen; Konzept]

10) Schadlos-Brief der Witwe Maria Catharina Schrimpf für den Kämmerer und Rat der Stadt Regensburg, vermutlich 2. April 1696.
[Kanzleibogen; Konzept]

11, 12 und 13) Drei Notizzettel zur Verassenschaft Jonas Schrimpf über ein Schreiben der Maria Catharina Schrimpf, Geld- und Nachsteuerzahlungen und über die Aufbewahrung der Akten zum Schrimpf-Haus.
Physische Beschaffenheit:Handschrift, Abschrift; Libell, 20 Seiten; Papier; Leichte Braunfärbung; Deckblatt stark, sonst leicht verschmutzt durch Ruß an den Rändern; äußerer Bogen im Knick durchgerissen.
Siegelbeschreibung:Kein Siegel
 

DFG Präsentation

 Testament des Jonas Schrimpf, Pfalzgraf und kurfürstlich-sächsischer Rat, Resident und Agent am kaiserlichen Hof, Bürger zu Regensburg
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Nicht möglich
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL:https://stadtarchiv.regensburg.de/detail.aspx?ID=204653
 

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